Wir sehen einer weltweit noch nie dagewesenen Völkerwanderung entgegen, die noch zunehmen wird, sollte die Weltgemeinschaft es nicht schaffen, weitere Konflikte (eigentlich sind es ausgewachsene Kriege) zu verhindern und die alten zu befrieden.
Doch die Reichen der Welt sorgen sich um ihren Wohlstand, der Mittelstand bangt um seinen hart erworbenen Status, und die Unteren der Gesellschaft wollen nicht teilen, weil sie gar nichts mehr zu teilen haben.
Sollen sie also draußen bleiben - die Fremden, die so anders aussehen als wir? Müssen wir Angst wir vor ihnen haben? Das jedenfalls erzählen uns die rechten Populisten, die gerade dabei sind, all die demokratischen, freiheitlichen Werte und Rechte, für deren Verteidigung unsere Väter und Großväter gekämpft und so zahlreich gestorben sind, mit hasserfüllten Parolen auszulöschen.
Die unausweichliche Frage, die wir uns jetzt stellen müssen, lautet: Wollen wir dies geschehen lassen und tatenlos zusehen, während die Demokratie erodiert, entkernt und bald von autoritären Regimen abgelöst wird?
Freiheit und Demokratie gibt es nicht umsonst. Viele scheinen das mittlerweile vergessen zu haben, weil sie in Frieden und Freiheit aufgewachsen sind, ohne jemals das Elend, das Krieg und Vertreibung bringen, selbst erlebt zu haben. Wir alle haben dieses hohe Gut seit Jahrzehnten wohl als Selbstverständlichkeit empfunden. Erinnern wir uns aber an eine alte Wahrheit, bevor es zu spät ist:
Wir stehen nun an einem Scheideweg in unserer gesellschaftlichen Entwicklung und müssen uns fragen, WIE wir in Zukunft leben wollen, vor allem aber, WER wir sein wollen!
Abgesehen von einem eklatanten Umbruch in der Arbeitswelt, durch hoch entwickelte Technologien und Digitalisierung, geht es auch um unsere moralische und ethische Zukunft. Denn eine alte, gefährliche Krankheit ist wieder ausgebrochen! Sie war stets latent in allen Gesellschaften der Welt vorhanden, und bisher ist es keiner gelungen, sie auszumerzen.
Die Menschheit ist in ihrer Geschichte so oft von dieser Krankheit befallen worden - stets mit katastrophalen Folgen für nachfolgende Generationen -, dass man annehmen müsste, langsam sei sie immun dagegen. Doch das genaue Gegenteil ist der Fall. Jedes Mal, wenn Rassismus und Hass ihre hässliche Fratze zeigten, hieß das Resultat am Ende "Krieg und Vertreibung". Und bei jedem Mal hatten Gewalt und Zerstörung an Intensität zugenommen.
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Erich Kästner